Anerkennung der Pflege, ein Mythos!?

Seit mehreren Jahren, ja sogar einem Jahrzehnt, ist uns Pflegern bewusst, dass der Aufwand der Versorgung unser Patienten und Bewohner exponentiell steigen wird.
Es ist ein Faktum, der uns von Demographen und Expertenmeinungen unlängst dargelegt worden ist.
Die einhergehende und absolute Fragestellung unseres Berufes, ist die Frage nach der Schuld. Aber diese Frage ist nicht so einfach beantwortet, wie gestellt.
Schnell schießen wir in Richtung der “Grossen Bosse” die sich ihre kräftigen Renditen einstreichen. Jedoch bleibt die Frage nach dem “wie können sie das?”
Sie machen nur das, was jeder BWLer macht. Sie suchen nach Schnittstellen, Vergünstigungen und Schlupflöchern um die Finanzen zu verbessern.

Hier spielen ihnen natürlich die Tatsache, der nicht vorhandenen Berufsvernetzung der Pflege, sowie Pflegeschlüssel, die ein Mindeststandard definieren, in die Karten.
Schnell entschließt man sich, die Mindestvoraussetzung für Pflege, als eingehenden Hausstandard fest zu setzen. Und wenn sich nur vereinzelnd Pflegekräfte darüber beschweren, anstatt eines zentral geleiteten Berufsverbandes, kann man den Schandtaten gewissenlos frönen.

Damit ergibt sich die Frage, ob nicht wir selber hätten mehr leisten können. Und dabei sei nicht von der Pflege vor Ort gesprochen, sondern vielmehr nach einer Möglichkeit, den Pflegekonzernen und dem über alles, mit seinem Damoklesschwert stehenden, MDK entgegen zu treten.
Es ist die Frage, wie sich Pflege in Zukunft zu verhalten sucht, wenn sie nicht einmal in der Lage ist sich zu emanzipieren. Unsere Berufsgruppe entstammt den Ordensschwestern, welche sich in Demut und völliger Hingabe, um die Kranken und Versehrten zu kümmern ersuchten.
Und jenes Verhalten verlangt man von uns Pflegekräften nach wie vor. Demut, Hingabe, nichtfragendes aushalten und das mit einem Lächeln und einem fortwährendem Danke.
Ein Danke dafür, dass wir uns aufopfern. Mit Maßnahmen wie “Pflege am Boden” haben wir zwar gezeigt, dass wir unsere Situation kennen und sie auch mit der Aussenwelt kommunizieren wollen, jedoch und so zeigt es sich, sind wir nicht in der Lage solche Maßnahmen zu ergreifen, die unseren Forderungen nach besseren Arbeitsverhältnissen und nach einer besseren Entlohnung gerecht werden.
Wir erscheinen in den opportunistischen Wahlversprechen der Parteien, dass wir im Falle eines Wahlsieges mehr Lohn erhalten werden. Wir erscheinen in Boulevardblättern mit der Kopfzeile, dass Pflegekräfte eine schwerere Arbeit verrichten, als die Kanzlerin selber und verschwinden im Off allzu unsäglicher Nebenhandlungen der Regierung. Mein Fazit aus dieser Misere unserer Pflegegesellschaft ist, dass wir solange wir uns eher hingeben und nicht fragen, unterwerfen und anerkennen dass unsere Position unwichtig ist, dieses auch so bleibt.

Nur, wenn wir uns von “Pflege am Boden” verabschieden und zu “Pflege die Kämpft” werden, können wir unsere Position auf das selbe Niveau wie Konzernleiter und MDK anheben und zu einem Antagonist des Abwärtstrends der Pflegequalität werden.

Ansonsten bleibt Anerkennung in der Pflege ein Mythos.

– Ein Beitrag von Björn K

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