Demenz. Wirk­lich eine Erkran­kung oder doch nur eine Begleit­erschei­nung des Lebens?

Was ist eigent­lich das Haupt­ri­si­ko­fak­tor der all­seits gefürch­te­ten Erkran­kung Demenz?

Es ist das hohe Lebens­al­ter.

Ich für mei­nen Teil wei­ge­re mich immer noch Demenz als eine Krank­heit zu sehen, sofern sie nicht durch jah­re­lan­gen Alko­hol­miss­brauch oder durch einen Schlag­an­fall usw. aus­ge­löst wur­de.

Fast alles ist behan­del­bar, wenn wir alt wer­den, vie­les in unse­rem Kör­per aus­tausch­bar, aber eines lässt sich nicht behan­deln, sich nicht aus­tau­schen, unser Hirn.

Und die­ses zeigt uns die Gren­zen des immer Älter wer­den deut­lich auf.

Wir sind nicht dafür aus­ge­legt, 80 oder 90 Jah­re oder noch älter zu wer­den.

Unser Hirn baut ein­fach ab, egal wie­viel Medi­ka­men­te wir dage­gen neh­men, gleich­zei­tig sich die Phar­ma­in­dus­trie an den Umsät­zen und an der Panik vor der „Erkran­kung Demenz“ freut.

Frü­her sag­te man: Jetzt wird sie/er komisch, die Alte/der Alte.

Heu­te wird dia­gnos­ti­ziert mit den merk­wür­digs­ten Tests wie ein Uhren­test usw. ( den ich mal so ganz spon­tan als Nichtuh­ren­trä­ger seit min­des­tens 3 Jahr­zehn­ten auch mei­ne Pro­ble­me hät­te so ganz spon­tan )

War­um kön­nen wir es nicht ein­fach hin­neh­men, wenn man älter wird, wird man anders.

Viel­leicht ist die­se angeb­li­che Erkran­kung „ Demenz“ ein­fach nur eine Schutz­funk­ti­on unse­res Gehirns?

Viel­leicht wol­len wir bestimm­te Sachen ein­fach ver­ges­sen, weil wir sie nie so leben woll­ten wie wir sie gelebt haben.

Viel­leicht wol­len wir die Kin­der die nicht mehr erkannt wer­den ver­ges­sen, weil sie nicht gewünscht waren?

Viel­leicht hat­te die Frau ande­re Plä­ne und die Plä­ne waren kein Kind?

Ein Leben lang dann die eige­nen Wün­sche begra­ben müs­sen.

Will man so was nicht lie­ber ver­ges­sen?

Oder ist die „Erkran­kung Demenz“ viel­leicht eine Flucht aus dem All­tag, den man nicht mehr sehen und ertra­gen kann?

Eine Flucht aus den täg­lich schreck­li­chen Nach­rich­ten?

Eine Flucht aus einer sozi­al kal­ten Gesell­schaft?

Eine Flucht hin­ein in sei­ne eige­ne Welt, mit sei­nen eige­nen Träu­men und Ängs­ten?

Wann wer­den die meis­ten mit die­ser angeb­li­chen Erkran­kung auf­fäl­lig?

Wenn sie raus­ge­ris­sen wer­den, aus ihrem All­tag, aus ihrem Berufs­le­ben. All das was sie Jahr­zehn­te mach­ten, ist plötz­lich weg. War das alles sinn­los und bedeu­tungs­los?

Plötz­lich ist eine Lee­re da, man ist nicht mehr gefor­dert und damit über­for­dert. Demenz als Ant­wort auf die Lee­re?  Schutz der eige­nen Per­sön­lich­keit durch das Gehirn?

Es wird gesagt durch Demenz ver­än­dert sich die Per­sön­lich­keit des Men­schen. Viel­leicht ist die Per­sön­lich­keit die man mit der Demenz zeigt die wah­re Per­sön­lich­keit die wir dann haben.

Wie reagie­ren wir, die „Nor­ma­los“ die in die­sem Sys­tem funk­tio­nie­ren auf Nicht funk­tio­nie­ren­de alte Mit­men­schen?

Wir gehen mit ihnen zum Arzt, sie wer­den ein­ge­wie­sen in soge­nann­te Spe­zi­al­kli­ni­ken, die sich dar­auf spe­zia­li­siert haben Nicht­funk­tio­nie­ren­de Men­schen mit Psy­cho­phar­ma­ka zum funk­tio­nie­ren zu brin­gen, was meis­tens nicht funk­tio­niert, aber zumin­dest bringt man sie zum Schwei­gen und das sie nicht mehr auf­fäl­lig sind in unse­rem genorm­ten Sys­tem.

Sel­ten kom­men sie nach sol­chen Kli­nik­auf­ent­hal­ten wie­der nach Hau­se, da die Medi­ka­men­ten­über­ga­be über­wacht wer­den muss, vie­le kön­nen nicht mal mehr gehen, sind am Roll­stuhl gefes­selt oder kön­nen sich mit viel Mühe und mit Hil­fe mit einem Rola­tor noch 10 Meter bewe­gen.

Sprich sie kom­men in ein Pfle­ge­heim.

Oder soll­ten wir es bes­ser Auf­be­wah­rungs­ort für bald Ster­ben­de nen­nen? Aber die Ver­sor­gung die­ser Men­schen soll ja bes­ser wer­den, mit soge­nann­ten Demenz­dör­fern. Guter Ansatz, zumin­dest kön­nen die­se Men­schen dann raus an die Luft, spa­zie­ren gehen oder fah­ren ( sofern Per­so­nal vor­han­den ist ). Hört sich doch pri­ma an, aber war­um  Zäu­ne und Mau­ern rund um die­se Dör­fer? Die­se Men­schen sind wie­der ein­ge­sperrt, wir bau­en nicht mehr Hoch um sie alle unter­zu­brin­gen, die wir nicht sehen wol­len in unse­rem jun­gen erfolg­rei­chen Sys­tem, wir bau­en in die Brei­te, aber mit Mau­ern und Draht rund­rum.

Ist das wirk­lich bes­ser?

Man wird ein­ge­sperrt, weil man anders ist als es unse­re genorm­te Gesell­schaft vor­sieht?

Wäre nicht ein Umden­ken in unse­rer Gesell­schaft ziel­füh­ren­der?

Alte Men­schen mit ein­bin­den in unser täg­li­ches Leben?

Mehr­ge­ne­ra­tio­nen­häu­ser för­dern?

Alten Men­schen einen Sinn geben in den letz­ten Jah­ren die sie haben.Nicht alles als krank sehen, wenn sie anders Han­deln und Tun als wir es uns vor­ge­stellt haben? Ihre Welt in der sie leben für Ernst neh­men und nicht als Phan­tas­te­rei abtun?

Wäre das nicht der bes­se­re Weg, als zu sagen: Die/Der Alte ist an Demenz erkrankt und muss unter­ge­bracht wer­den.

Klar bedeu­tet dies eine voll­kom­me­ne Ver­än­de­rung des Sys­tems, aber eine Sys­tem­ver­än­de­rung beginnt in den  Köp­fen der Men­schen die in die­sem Sys­tem leben.Das kön­nen wir nicht von Heu­te auf Mor­gen von der Poli­tik erwar­ten, denn wir wäh­len die Politiker.Erst wenn sich unser Den­ken ändert, unser Den­ken was das Wer­te­sys­tem betrifft, wer­den wir auch den Umgang mit unse­ren alten Mit­bür­gern ändern kön­nen, die die­ses Land auf­ge­baut haben, und dafür gesorgt haben das wir so leben kön­nen wie wir heu­te leben.

 

Gru­ber Robert / Pfle­ge Akti­vist / Mai 2014

http://www.gruberrobert.de

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