Eines Nachts

Ich wün­sche euch einen schö­nen guten Mor­gen
Und zwar habe ich was auf dem Her­zen und möch­te ger­ne von ande­ren Pfle­ge­kräf­ten wis­sen wie ihre Gedan­ken sind und wie sie damit umge­hen !

Ich hei­ße Jen­ny bin 28 Jah­re alt exami­nier­te Alten­pfle­ge­rin ich bin seid 5 Jah­ren in die­sem Beruf ( 3 Jah­re Aus­bil­dung + 2 Berufs­jah­re).
Ich arbei­te auch seid mei­ner Aus­bil­dung in die­sem Haus man kennt die Bewoh­ner und hat die­se alle ins Herz geschlos­sen. Klar ken­ne ich auch die trau­ri­gen Momen­te wenn jemand ver­stirbt und man sie noch mal das letz­te mal sieht.
Ich muss zuge­ben in mei­nen 5 Jah­ren wo ich in der Pfle­ge arbei­te haben ich noch nie jeman­den tot vor­ge­fun­den … klar gehe ich mit so einem Gedan­ken in das Zim­mer aber ich blieb bis jetzt immer ver­schont… und am Frei­tag hat es mich dann auch getrof­fen … und ich will euch mei­ne Geschich­te erzäh­len …

Eines Nachts

Ich bin am Don­ners­tag Abend in mei­ne erste Nacht­schich­ten gegan­gen und habe ange­fan­gen auf den Wohn­be­rei­chen Über­ga­be zu machen … mei­ne Kol­le­gin und ich gin­gen uns umzie­hen und fin­gen unse­ren Nacht­dienst an … wir arbei­te­ten unse­re 2 gro­ßen Wohn­be­rei­che ab und tra­fen uns zum rau­chen bevor wir run­ter auf den Demenz­be­reich woll­ten um dort den Rund­gang zu been­den. Da aber die Glo­cke auf dem Demenz ging, gin­gen wir doch eher run­ter .. da wir haben wuss­ten was die Bewoh­ne­rin woll­te machen wir uns kei­ne Gedan­ken und setz­ten dann die Run­de unten wei­ter fort.
Ich ging durch die Zim­mer wie immer aber dies­mal nicht mit die­sem Gedan­ken das jemand im Bett ver­stor­ben sein konn­te … wie gesagt ich wur­de bis jetzt immer ver­schont. Dann kam ich an Zim­mer 12 an ich wuss­te die Dame hat immer ab geschlos­sen, wo ich auf­schlie­ßen woll­te war schon offen … okay ich habe mir gedacht komisch aber viel­leicht hat sie es ja ver­ges­sen.

Wo ich dir Tür öff­ne­te war in dem Zim­mer Licht an … vol­le Beleuch­tung … für die Dame gar nicht typisch. Wo ich das Zim­mer betrat stand der Rol­la­tor nicht vor dem Bett dort wo er immer stand … er stand auf der ande­ren Sei­te des Zim­mers ( es sind Ein­zel­zim­mer).
Ich schlich in das Zim­mer und es stock­te mir den Atem wo ich Rich­tung Bett guck­te . Die alte Dame lag auf dem Bauch tot vor dem Bett, der Anblick ließ mich erstar­ren dann ver­ließ ich schnell das Zim­mer und hol­te mei­ne Kol­le­gin dazu für sie war die­ser Anblick auch das erste mal. Uns war klar die Dame war tot. Ich muss­te mich erst­mal hin­set­zen und tief durch atmen und die Schrit­te nach und nach durch gehen wo ich anfan­ge .
Habe dann bei 112 ange­fan­gen und der Rest hat sich dann erge­ben von der Poli­zei , den Anruf den ich getä­tigt habe das mei­ne PDL ver­stän­digt ist und ins Haus kommt … wir dann gemein­sam auf die Kri­po war­ten und dann auf das Beer­di­gungs­in­sti­tut, bis dies alles über die Büh­ne war waren 2 1/2 Stun­den um und man konn­te das erst­mal wie­der rich­tig auf­at­men und alles mal Review gesche­hen las­sen bis zum nächs­ten Rund­gang . Mei­ne Kol­le­gin und ich sind in der Nacht mehr getrennt gelau­fen weil es uns echt geschockt hat und der Gedan­ke immer bei der Dame und wie sie dort lag. Wo wir unter auf den Wohn­be­reich gekom­men sind wo das gan­ze gesche­hen war ging es mir in dem Moment unwohl und mei­ner Kol­le­gin auch obwohl wir wuss­ten sie ist nicht mehr da , es war komisch.
Heu­te mor­gen bin ich aus mei­ner letz­ten Nacht gekom­men, ges­tern wur­de das Zim­mer geräumt und ich bin in sie letz­te Nacht mit einem bes­se­ren Gefühl gegan­gen … weil ich wuss­te das Zim­mer ist leer und wie­der bezugs­fer­tig. Klar habe ich den Gedan­ken wenn ich ein Zim­mer betre­te es könn­te jemand da lie­gen und das der Anblick nicht schön sein kein , aber ich betre­te die Zim­mer nach dem Vor­fall ganz anders ich ach­te jetzt mehr auf Klei­nig­kei­ten. Das hat mir in den letz­ten 2 Nacht­schich­ten echt die Augen geöff­net.

Jetzt will ich ger­ne von euch wis­sen, hat­tet ihr sowas schon mal eines Nachts? Und wir geht ihr damit um ?!

LG Jen­ny

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1 Kommentar

  • Jörn Werner 8 Jahren vor

    Hi Jen­ny,
    ich bin seit fast 20 Jah­ren in der Alten­pfle­ge tätig und habe schon meh­re­re Men­schen tot auf­ge­fun­den, war auch drei Mal beim Ein­tritt des Todes dabei, das letz­te Mal erst vo weni­gen Tagen.
    Für mich sind Ritua­le sehr wich­tig, damit ich es ein­fa­cher habe, mich von den Men­schen zu ver­ab­schie­den. Das “Zurecht­ma­chen”, also letz­te Waschung, IKM-Wech­sel, Augen­schlies­sen, Umklei­den, das Bett frisch bezie­hen, den Ver­stor­be­nen wür­dig bet­ten und das Zim­mer anseh­lich her­rich­ten usw., ist mir da ein sehr wich­ti­ges und wert­vol­les Ritu­al gewor­den. Das Fens­ter muss geöff­net wer­den, damit die See­le das Zim­mer ver­las­sen kann, und ein gemein­sa­mes Vaterunser…Auch das Sin­nie­ren und Reflek­tie­ren mit Kol­le­gen nach dem Dienst fin­de ich sehr wich­tig. Mit den Kol­le­gen die das ähn­lich hand­ha­ben trin­ke ich zum Fei­er­abend gern ein Bier, wir sto­ßen dann auf den Ver­stor­be­nen an, wün­schen noch mal “gute Rei­se”, ver­schüt­ten einen Schluck damit die Erd­göt­tin die See­le los lässt und bit­ten den Herrn den Ver­stor­be­nen in sei­nen Rei­hen auf­zu­neh­men.
    Aber das Wich­tigs­te für mich ist: Wenn ich die­sen Men­schen pro Dienst ein mal zum Lachen, wenigs­tens zum Lächeln gebracht habe, dann habe ich die­sen Men­schen wür­de- und respekt­voll beglei­tet auf sei­nem letz­ten Weg, dann habe ich alles rich­tig gemacht, und der Mensch kann dann auch aus mei­nen Gedan­ken gehen.
    Lie­be Jen­ny, genau DAS ist unser Beruf/unsere Beru­fung: Die­se uns anver­trau­ten Men­schen respekt­voll und wür­de­voll auf ihrem letz­ten Weg zu beglei­ten, sie in die Gemein­schaft zu inte­grie­ren und sie zum Lachen, oder wenigs­tens zum Lächeln zu brin­gen. Wenn Du Dir das immer vor Augen hälst, und viel­leicht auch noch ein, zwei per­sön­li­che Abschieds­ri­tua­le für Dich fin­dest, dann wirst Du die­sen wert­vol­len Beruf noch vie­le, vie­le Jah­re in Freu­de absol­vie­ren kön­nen. Dafür wün­sche ich Dir viel Erfolg!
    Bes­te und kol­le­gia­le Grü­ße aus Hes­sen
    ‑Jörn

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