„Ich hab inner­lich schon 1000 Mal gekün­digt“

Wütend knallt Petra den Hörer aufs Tele­fon: „Mir reicht es!“, sagt sie laut. „Sol­len die ihren Dienst­plan doch selbst machen – ab jetzt nur noch Dienst nach Vor­schrift!“. Der Gefühls­aus­bruch der Kran­ken­pfle­ge­rin ist nach­voll­zieh­bar. Zum x‑ten Mal hat sie Vor­schlä­ge für den Über­stun­den­ab­bau gemacht. Zum x‑ten Mal wur­den die­se abge­lehnt. Lei­der kennt bei­na­he jeder Pfle­ger die­se Situa­tio­nen. Man­geln­de Wert­schät­zung oder gar Krän­kun­gen am Arbeits­platz sind nicht sel­ten.

84 Pro­zent unzu­frie­de­ne Arbeit­neh­mer

Petras zor­ni­ge Gedan­ken­spie­le hei­ßen in Fach­krei­sen „inne­re Kün­di­gung“. Betrof­fe­ne ver­lie­ren die emo­tio­na­le Bin­dung zum Arbeit­ge­ber. Ein weit­ver­brei­te­tes Phä­no­men: Einer Gal­lup-Stu­die zufol­ge fühl­ten sich im ver­gan­ge­nen Jahr 17 Pro­zent der Arbeit­neh­mer genau so: Unver­bun­den. Und 67 Pro­zent sind laut Umfra­ge auf dem bes­ten Weg dahin. Fatal, denn unter einer inne­ren Kün­di­gung lei­den Betrof­fe­ne selbst am meis­ten. Pro­ble­me im Job schla­gen sich auf Stim­mung und Per­sön­lich­keit nie­der.

Es trifft nicht die Rich­ti­gen

Dau­er­haf­te schlech­te Lau­ne ist die Fol­ge. Und die las­sen wir am liebs­ten an unse­rem Umfeld aus. Im Job lei­den vor allem die­je­ni­gen dar­un­ter, die man gar nicht tref­fen möch­te: Kol­le­gen, die man ger­ne hat; Pati­en­ten, die bis­lang lie­be­voll von der „inner­lich Kün­di­gen­den“ ver­sorgt wur­den. Am här­tes­ten trifft es meist Fami­lie und Freun­de. Die Unzu­frie­den­heit folgt einem bis in die eige­nen vier Wän­de.

Selbst ist die Pfle­ge­kraft

Das Ein­zi­ge was hilft: Die Reiß­lei­ne zie­hen. Aber was bedeu­tet das? Die Arbeit hin­schmei­ßen? Den Chef um ein klä­ren­des Gespräch bit­ten? Oder die Pha­se ein­fach aus­sit­zen – frei nach dem Mot­to: Das wird schon wie­der? „Egal, für wel­chen Weg sich Gefrus­te­te ent­schei­den, sie müs­sen eines erken­nen. Nicht das Umfeld muss sich ändern – son­dern sie sich selbst“, so Micha­el Sudahl, Autor der Pfle­ge­bi­bel. Denn auch in einer ande­ren Ein­rich­tung war­ten Pro­ble­me. Der Chef steht einem anfangs zur Sei­te, doch schließ­lich beginnt das alte Lied von vor­ne. Nach dem ers­ten Aus­sit­zen kommt das zwei­te. Eine End­los­spi­ra­le.

Was will ich wirk­lich

Der Rat für jeden, der vor einer inne­ren Kün­di­gung steht, ist so sim­pel wie anspruchs­voll: Fin­den Sie her­aus, was Sie wirk­lich wol­len. Ent­wi­ckeln Sie sich einen per­sön­li­chen Lebens­plan. Das ist wich­tig, weil der Frust im Job nur eine ober­fläch­li­che Reak­ti­on ist, meist auf etwas, was Sie immer wie­der trig­gert.

Kla­res Bild vom Lebens­plan

Zurück zu Pfle­ge­rin Petra: Nach­dem der erste Ärger ver­daut ist, setzt sich die 26-Jäh­ri­ge an ihren Schreib­tisch, nimmt sich ein Blatt Papier und schreibt auf, was sie in ihrem Leben noch erle­ben will. Ein Ziel: Ein Job­wech­sel inner­halb ihres Trä­gers. Die Nürn­ber­ge­rin möch­te in Ham­burg leben. Mit die­sem Bild vor Augen wird ihr klar, dass sie han­deln muss. Drei Tage spä­ter tele­fo­niert sie mit der Per­so­nal­ab­tei­lung. Die abge­lehn­ten Ver­bes­se­rungs­vor­schlä­ge kann sie mit die­sem Ziel im Kopf bes­ser akzep­tie­ren. Obwohl sie noch nicht weiß, ob und wann es nach Ber­lin geht. Statt Frust hat sie nun eine Per­spek­ti­ve.

Fra­gen Sie sich selbst

Über­tra­gen auf Kün­di­gungs­kan­di­da­ten bedeu­tet das: Stel­len Sie sich ein paar Fra­gen: Wie soll mein (Berufs-)Leben lau­fen? Was will ich in fünf oder zehn Jah­ren errei­chen? Wie sieht mei­ne Fami­li­en­pla­nung aus? Wo will ich leben und mit wem? Wel­che Hob­bies möch­te ich betrei­ben, wohin rei­sen?

Abwä­gen und ent­schei­den

„Malen Sie aus den Ant­wor­ten ein Bild oder schrei­ben Sie sich eine Lis­te“, rät Sudahl. Wer etwa ein Haus bau­en will und dafür Geld braucht, wird womög­lich den Ärger im Job in Ener­gie umwan­deln und klä­ren­de Gesprä­che mit Kol­le­gen und Chefs füh­ren kön­nen. Wer in nächs­ter Zeit auf Welt­rei­se gehen will, wird even­tu­ell weni­ger lan­ge zögern. Ich bin mir sicher, dass Sie mit dem Plan in der Hand her­aus­fin­den, wie Sie dem Frust im Job ent­ge­gen tre­ten kön­nen.

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