Viel zu wenig Personal, zu niedrige Löhne und kaum Zeit für die Bewohner: Die Probleme in Deutschlands Pflegeheimen spitzen sich immer weiter zu. In Niedersachsen gibt es nun Protest.

Etwa 30 Frauen und Männer liegen mitten in der Osnabrücker Fußgängerzone. Zehn Minuten lang. Auf Iso-Matten und Decken, umgeben von Transparenten, Pappschildern und Info-Material. “Pflege am Boden” ist das Motto der Protestaktion. Jeden zweiten Sonnabend im Monat demonstrieren Pfleger und Pflegerinnen für bessere Arbeitsbedingungen und eine menschenwürdige Pflege. Nicht nur in Osnabrück, sondern in mehr als 100 Städten bundesweit. Von Wilhelmshaven über Köln bis nach München. Einer der Organisatoren und Initiatoren ist Michael Thomsen vom Runden Tisch Pflege in Osnabrück. Viele Jahre arbeitete er als Altenpfleger und Pflegedienstleiter, nun bildet er unter anderem den Nachwuchs aus. So kann es nicht weitergehen, sagt der 57 Jahre alte Pflegeexperte. Es sei mindestens fünf nach zwölf:

“Jetzt ist soweit gesunken alles, dass wir auf die Solidarität anderer angewiesen sind. Das ist der Grund, warum wir auf der Straße liegen. Wir appellieren an die Leute, die selber pflegebedürftig werden können, es vielleicht schon mal waren und denen da einiges droht.”

Jeder kann mitmachen bei diesem Flashmob. Doch nur wenige Passanten bleiben stehen. Die meisten eilen weiter.

“Es ist ein Thema, das berührt niemanden wirklich. Weil – es ist weit weg. Man ist gesund und erst wenn man direkt betroffen ist, dann kommt das Erwachen.”

Im Hermann-Bonnus-Haus, einem Altenpflegeheim des Diakoniewerks Osnabrück. Ein modernes Gebäude mit hellen, freundlichen Räumen für rund 100 Senioren. Umgeben von alten Bäumen am Stadtrand von  Osnabrück. Es ist kurz nach 21 Uhr, die Nachtschicht hat gerade angefangen. Die nächsten zehn Stunden ist Tim Kallert allein verantwortlich für 48 Bewohnerinnen und Bewohner.

Die meisten sind über 80 Jahre alt und schwer krank. Ein Schlaganfall, Krebs, Parkinson, Diabetes. Oft kommt noch eine ausgeprägte Demenz dazu. Zwei Rundgänge macht der 24 Jahre alte Altenpfleger jede Nacht. Von Zimmer zu Zimmer.

“Das ist die Intimhygiene, die man nachts durchführt. Das Drehen immer, das ständige. Und alles in einer möglichst schnellen Zeit.”

Das heißt: etwa drei bis vier Minuten für jeden. Manchmal sogar noch weniger. Auf seinem Rollwagen hat Tim Kallert fast alles, was er braucht. Einmal-Handschuhe, Vorlagen, also Windeln, Tücher, Desinfektionsmittel. Den Pieper hat er auch immer mit dabei. So ist er ständig erreichbar. Schon seine Ausbildung machte der engagierte Pfleger im Hermann-Bonnus-Haus. Inzwischen hat er viel Berufserfahrung  gesammelt. Dennoch: Gerade nachts ist der psychische Druck besonders groß:

“Auf Grund dieser Rhythmusumstellung und dann so konzentriert zu bleiben. eventuell einen Herzinfarkt zu erkennen und gegebenenfalls schnell zu handeln. Es gibt öfter mal Notfälle und man ist halt allein.”

Nur ein Kollege ist noch mit im Haus. Ein Stockwerk über ihm. Und der hat, wie Tim Kallert auch, alle Hände voll zu tun.

So manches Mal reißt Tim Kallert jemanden aus dem Tiefschlaf. Anders ist das Pensum nicht zu schaffen. Man merkt ihm die Routine an. Jeder Handgriff sitzt.

Richtig zu Hause fühlt sich Evelyn Hugenberg nicht

Maria lebt im sogenannten geschützten Bereich zusammen mit anderen schwer an Demenz Erkrankten. Viele von ihnen sind unruhig, wandern nachts hin und her. Thomas zum Beispiel, ein paar Türen weiter. Er hat es sich in einem Sessel gemütlich gemacht. Neben dem Bett seiner Nachbarin. Dieses Mal hat er sie nicht erschreckt. Nur geweckt.

Kurz vor vier Uhr morgens ist es inzwischen. Bisher keine besonderen Vorkommnisse. Und in dieser Nacht bleibt es auch so.

“Aber es braucht nur eine Kleinigkeit dazwischen zu kommen, es stürzt jemand oder es muss jemand in’s Krankenhaus, dann ist man die ganze Nacht nur noch am rumrennen.”

Teambesprechung. Wie jeden Tag zu Beginn der Frühschicht. Mit am Tisch sitzt auch Andrea Beinlich. Sie hat ein freundliches, offenes Gesicht und sieht aus, als wenn sie nichts so schnell aus der Ruhe bringen kann. Mehr als 30 Jahre ist sie schon Altenpflegerin.

“Es ist ein wunderschöner Beruf, trotz der vielen, schweren Arbeit. Man kriegt so viel zurück von den Bewohnern. So viel Liebe, Herzlichkeit und Dankbarkeit. Es ist eben schade für die Bewohner, dass man so viel zu tun hat.”

Gemeinsam mit einem jungen Kollegen betreut Andrea Beinlich an diesem Morgen 14 Bewohner. Wecken, waschen, anziehen, Frühstück zubereiten.

Evelyn Hugenberg ist noch sehr rüstig, kann noch viel alleine machen. Sie möchte erst einmal duschen.

Andrea Beinlich versucht, das Beste aus dem durchgetakteten Pflege-Alltag zu machen. Sie hat gelernt, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Waschen, Medikamente verabreichen, die Infusionsnadel überprüfen und: zuhören. Einfach da sein. Wenn auch nur für ein paar Minuten.

Wieder zurück im Zimmer von Evelyn Hugenberg. Die 82-Jährige braucht nach dem Duschen Hilfe beim Anziehen. Es klappt nicht mehr so gut mit der Feinmotorik nach einer Schulter-OP.

Das Zimmer ist nicht groß, aber gemütlich eingerichtet. Orchideen vor den bodentiefen Fenstern, Bücher, CDs, viele Photos von der Familie. Gut drei Jahre lebt Evelyn Hugenberg im Hermann-Bonnus-Haus. Richtig zuhause fühlt sie sich nicht.

“Wenn das man abstreicht, ist es in Ordnung. Auch der Umgangston ist nett. Das Personal – sie stehen unter Druck. Sie bemühen sich und tun alles, damit wir das gar nicht so merken. Aber es ist zu merken. Ich weiß ja, als ich in die Pflegestufe klassifiziert wurde, dass die mich befragt haben und was die notiert haben. Haare kämmen, ein oder zwei Minuten, duschen, eincremen – da soll man in so und so vielen Minuten fertig sein. Das kann niemand schaffen.”

Immer mehr schwere und schwerste Pflegefälle

Andrea Beinlich muss schon wieder weiter. Die ersten Bewohner warten auf ihr Frühstück. Das Essen wird von der Hauswirtschaftsabteilung angeliefert. Eigentlich könnte man in der Wohnküche auch gemeinsam kochen. So war das auch einmal gedacht, vor fast 20 Jahren, als das Haus gebaut wurde. Deshalb gibt es auch keinen Speisesaal und keine langen Flure. Zwar leben die Bewohner nach wie vor in Gruppen, doch vom ursprünglichen Konzept einer ganzheitlichen, aktivierenden Pflege ist man im Alltag weit entfernt.

Andrea Beinlich: “Zu dem Zeitpunkt, wo ich angefangen bin, war es ja noch so, dass wir die Betreuung und Beschäftigung der Bewohner selber mitmachten. Das vermisse ich schon, weil es in der Pflege heute nur noch darum geht, die Leute satt und sauber zu haben. Das hört sich zwar brutal an, aber das ist so. Man konnte mit den Leuten singen, spazieren gehen, in die Stadt fahren – das ist ja heute im Pflege-Rennen gar nicht mehr möglich.”

Ganz ist die persönliche Betreuung jedoch nicht auf der Strecke geblieben. Dafür sind heute aber nur noch, nach einer kurzen Ausbildung, Betreuungskräfte nach § 87 b, die sogenannten Alltagsbegleiter, zuständig. Und noch etwas war früher anders, erinnert sich Altenpflegerin Heike Ritzer: Es gab nicht so viele schwerkranke Bewohner wie heute.

“Wir hatten wesentlich weniger Pflegestufe 2 und 3 und dadurch auch mehr Zeit und Möglichkeiten. Die Bewohner waren eigenständiger und  hatten auch mehr eigene Verantwortung. Sie kamen  hierhin zum Leben und nicht zum Sterben.”

Immer mehr schwere und schwerste Pflegefälle, das bedeutet noch mehr Belastung für das Personal.

“Ich komme nach Hause, ich bin schon platt, erschöpft. Ich kann nicht ins Bett gehen, muss mich um meine Tochter kümmern, einkaufen, Essen kochen. Und wenn man dann zehn Tage hat am Stück oder zwölf, dann geht oft nix mehr. Dann macht es auch keinen Unterschied, ob man 45 ist oder 25. Dann ist man kaputt.”

“Es ist ein hoher Preis”

Das Hermann-Bonnus-Haus hat einen guten Ruf. Der Fachkräfte-Anteil ist überdurchschnittlich hoch, die Mitarbeiter-Fluktuation hält sich in Grenzen. Und die Atmosphäre im Team ist auch gut. Trotzdem: Was Arbeitsbelastung und Arbeitsverdichtung angeht, unterscheidet sich das Haus nicht wesentlich von anderen Altenheimen. Auch hier gibt es zum Beispiel fast nur Teilzeitstellen. Nicht weil alle Mitarbeiter es sich so wünschen. Unter den bestehenden Rahmenbedingungen ist es anders kaum möglich, einen Dienstplan zu erstellen. Annette Müller, Mitarbeitervertreterin des Diakoniewerks Osnabrück:

“Es wird aber verlangt, dass die Kolleginnen auf Abruf parat stehen. Ein sicherer Dienstplan ist nicht immer gewährleistet durch die hohe Krankheitsquote. Es gibt keine Personaldecke. In dem Moment, wo jemand ausfällt, muss jemand einspringen. Und das führt dazu, dass Leute in ihrer Freizeit, die sie zu ihrer Regeneration brauchen, gar nicht mehr abschalten können, sondern ständig im Hinterkopf haben, klingelt das Telefon, muss ich heute nicht doch arbeiten? Viele Kollegen haben einen hohen moralischen Anspruch an sich selber. Papier im Büro lässt man liegen, aber mit Menschen geht man nicht so um. Und das ist auch etwas, was die Pflege so ohnmächtig macht. Weil – wie sollen Pflegekräfte sich richtig wehren?”

Hinzu kommt der geringe Lohn. Mit einer Teilzeitstelle von 30 Stunden verdient man knapp 1.300 Euro netto. Ein Nebenjob lässt sich mit Schichtarbeit nur schwer vereinbaren, stattdessen sammeln sich Überstunden an. Pflegedienstleiter Eckhard Mönkehof kennt die Probleme seiner Mitarbeiter. Er weiß, was er seinem Team abverlangt:

“Es ist ein hoher Preis. Viele Mitarbeiter werden auch ausgenutzt dadurch.”

Er weiß aber auch, dass er auf ein engagiertes, hochmotiviertes Team angewiesen ist.

“Wenn man nur seinen Job macht, unter diesen Bedingungen, dann ist es keine gute Pflege mehr.”

Der Pflegedienstleiter wählt seine Worte mit Bedacht. Doch man spürt, wie sehr ihn die Situation belastet:

“Es kann ganz schnell kippen. Dass eben Bewohner unruhig werden, Mitarbeiter unruhig werden. Durch diesen Zeitmangel auch schnell die Nerven verlieren und dann passieren Dinge, die nicht passieren sollten. Sprich, dass irgendein Mitarbeiter es nicht mehr hinkriegt, einem Bewohner das Essen zu reichen. In der Regel passiert das nicht. Aber ich weiß auf der anderen Seite auch von der Realität her, dass das durchaus vorstellbar ist. Und das ist natürlich schrecklich.”

Tag für Tag muss er den Spagat bewältigen zwischen menschenwürdiger Pflege und immer stärker werdenden ökonomischen Zwängen. Unter anderem auch, weil sich die Anzahl der Pflegekräfte nach der Höhe der Pflegestufen der Bewohner richtet.

“Es ist eine ganz schreckliche Sache, dass man, wenn ein Bewohner in Pflegestufe 3 verstirbt, im Hinterkopf haben muss, da muss auch wieder jemand in Pflegestufe 3 einziehen. Weil mit niedrigen Pflegestufen würde ich in Bereiche kommen, wo ich das Mitarbeitern und Bewohnern nicht mehr zumuten möchte.”

In Städten wie Osnabrück spürt man die Folgen besonders stark

Noch lebt nur jeder Dritte der schätzungsweise knapp 2,5 Millionen Pflegebedürftigen bundesweit in einem Seniorenheim. Doch das wird sich bald ändern. Die Deutschen werden immer älter und mit dem Alter steigt das Risiko, ein Pflegefall zu werden. In Niedersachsen etwa soll die Zahl der Pflegedürftigen voraussichtlich von rund 275.000 auf knapp 370.000 im Jahr 2030 steigen. Wenn sich nichts ändert, werden dann allein in Niedersachsen rund 50.000 Pflegefachkräfte fehlen.

Schon jetzt ist der Fachkräftemangel bundesweit groß. Viele Pfleger halten es nur wenige Jahre in ihrem Beruf aus. In Niedersachsen ist die Situation besonders angespannt. Das Bundesland nimmt seit Jahren bei den Pflegesätzen den letzten Platz unter den alten Bundesländern ein. Das heißt, in Niedersachsen sind die Löhne deutlich niedriger als etwa in Nordrhein-Westfalen. Hinzu kommt: Niedersachsen hat nach Schleswig-Holstein den höchsten Anteil an privaten Anbietern. Und die zahlen oft keine Tariflöhne. In Städten an der Grenze zu Nordrhein-Westfalen – wie Osnabrück – spürt man die Folgen besonders stark, so Pflege-Experte Michael Thomsen.

“Wenn ein privater Anbieter in der Region Osnabrück mit 20 Prozent geringeren Lohnkosten schon arbeiten kann gegenüber der eigenen Konkurrenz in Niedersachsen, und dann noch mal, was die Pflegesätze in NRW betrifft, etwa 20 Prozent niedriger anbieten kann, dann ist klar, dass der Kunde, sprich der Angehörige, der seinen dementen Vater ins Heim untergebracht wissen will, den niedrigen Anbieter nimmt. Weil für ihn als Laie da kein großer Unterschied erkennbar ist. Und das führt natürlich dazu, dass die Pflegesätze auch in den Verhandlungen immer weiter nach unten absacken.”

Skeptisch gegenüber der angekündigten Pflegereform

Zurück zur Protestaktion “Pflege am Boden” in der Osnabrücker Innenstadt. Carmen und Christian arbeiten in einer privat geführten Seniorenresidenz im Landkreis Osnabrück. Das Haus wirbt sogar mit dem Wettbewerbsvorteil Niedersachsen, sagen die beiden. Christian hat auch schon mal für einen kirchlichen Träger gearbeitet. Die Arbeitsbelastung und der psychische Druck seien bei einem privaten Träger größer:

“Wenn man sich Zeit nimmt, mehr Zeit als einem zusteht für die Pflege, dann bekommen wir nachher im Anschluss einen auf den Deckel. Warum wart ihr so lange da drin? Das müssen wir begründen. Manchmal ist das nicht möglich. Weil es gibt Tage, da sind manche Menschen ein bisschen, naja, bedürftiger, und dann gibt es Tage, da geht das auch ein bisschen schneller.”

Carmen ist Wohnbereichsleiterin. Fast jeden Tag ist sie beim Chef, setzt sich für Mitarbeiter und Bewohner ein.

“Und wenn ich dann sage, meine Mitarbeiter sind am Limit, heißt es, die wären nicht mehr belastbar, die wären überfordert. Sicherlich muss man auch die Position verstehen von den Chefs, die kriegen von ihren Geschäftsführern Druck, aber die Qualität lässt unheimlich nach.”

Christian: “Dass Wirtschaftlichkeit vor Menschlichkeit geht, das ist für die meisten erschreckend. Dass so viel gespart werden muss am falschen Ende, das ist einfach unmenschlich. Und dann kommt die Bürokratie dazu, das Ganze, was man schreiben muss.”

Volker Bajus: “Wir haben viel zu sehr auf die Kosten geachtet als Politik, zu wenig auf die Qualität, auf allen Seiten…”

Immer wieder beteiligen sich auch Politiker beim Flashmob. Wie zum Beispiel Volker Bajus, Abgeordneter der Grünen im Niedersächsischen Landtag.

“Ich kenne viele Leute, die in dem Beruf tätig sind. Wir haben politischerseits noch ‘ne Menge zu tun. Aber die Leute müssen auch selber ihre Interessen in die Hand nehmen und das tun sie gerade. Insofern finde ich das eine sinnvolle Aktion.”

Es hat sehr lange gedauert, bis die Pfleger angefangen haben, für ihre Interessen, und damit auch für die der Bewohner der Altenheime, einzutreten. Ist das Thema Pflege aber nun endlich auch in der Politik angekommen? Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe jedenfalls hat eine groß angelegte Pflegereform angekündigt. Mit einem neuen Begutachtungsmodell, mehr Geld für Betreuungskräfte und mehr Unterstützung für pflegende Angehörige. Altenpfleger wie Tim Kallert sind da allerdings skeptisch:

“Herr Rösler, der hatte ja damals auch als Gesundheitsminister großartig das Jahr der Pflege ausgerufen. Im Endeffekt ist davon hier nichts angekommen. Ich warte erst mal ab und hoffe, dass sich das mit der Reform bessert.”

“Es müssen viel mehr die Angehörigen auf die Straße geholt werden”

Seit einem Jahr arbeitet Tim Kallert nur noch nachts. Tagsüber studiert er Pflege-Management.

“Wenn die Rahmenbedingungen sich verbessern würden, würde ich immer in der Pflege bleiben. Weil mir das Spaß macht. Aber solange die so sind wie sie sind, sehe ich, dass ich mich schnellst möglich weiter qualifiziere.”

Im Grunde sind sich alle einig. Deutschland braucht eine umfassende Pflegereform. Doch faire Löhne und menschenwürdige Pflege sind ohne Anhebung der Pflegesätze nicht möglich. Und das kostet Geld. So eine umfassende Reform wird also nicht von heute auf morgen geschehen. Davon geht auch Michael Thomsen vom Runden Tisch Pflege in Osnabrück aus. Es sei noch viel Überzeugungsarbeit notwendig.

“Viele wissen nicht, was mit den Gesetzesvorhaben für Folgen kommen. Wir hatten die Diskussion mit Schleckerfrauen, Arbeitslosen in die Pflege. Das zeigt eigentlich, dass die Leute nicht wissen, dass es von einer examinierten Fachkraft ‘ne hoch qualifizierte Arbeit ist. Es geistert in den Köpfen immer noch der Spruch ‘Pflegen kann jeder!'”

Am Montag, am Internationalen Tag der Pflege, ruft die Diakonie Deutschland zu einem bundesweiten Aktionstag auf. Auch zahlreiche Mitarbeiter des Hermann-Bonnus-Hauses, unter ihnen Andrea Beinlich, wollen sich daran beteiligen und sich mit ihren Forderungen an den Bundesgesundheitsminister wenden.

“Was ich auch finde, dass viel mehr die Angehörigen der Bewohner, das ist die Lobby ihrer Eltern, die müssten mehr auf die Straße geholt werden. Und die müssten dafür einstehen, das es ihren Leuten, die sie im Altenheim haben, besser geht. Das fände ich noch viel wichtiger. Dass man es zusammen macht.

Zitiert von: http://www.deutschlandradiokultur.de

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