Zeitarbeit in der Pflege: Vorteile und mögliche Nachteile im Überblick – Hintergründe, Praxisbeispiele & Lösungen
Einführung
Die Zeitarbeit in der Pflege ist seit Jahren ein viel diskutiertes Thema. Während manche Pflegekräfte in der Zeitarbeit eine Chance auf bessere Arbeitsbedingungen sehen, betrachten viele Einrichtungen sie als Kostenfaktor und Herausforderung. In diesem Beitrag beleuchten wir Vorteile und Nachteile der Zeitarbeit in der Pflege, liefern aktuelle Zahlen und zeigen praxisnahe Lösungen.
Problemstellung
Die Pflegebranche kämpft seit Jahren mit dem Pflegekräftemangel. Viele Krankenhäuser und Altenheime greifen daher auf Zeitarbeitsfirmen zurück, um kurzfristige Personallücken zu schließen.
Hauptkritikpunkte aus Sicht der Einrichtungen:
- Höhere Kosten: Zeitarbeitskräfte verursachen oft höhere Personalkosten, da Agenturen Provisionen verlangen.
- Fehlende Kontinuität: Ständig wechselndes Personal erschwert eingespielte Teams und kann die Qualität der Versorgung beeinträchtigen.
- Planungsprobleme: Pflegeleitungen berichten von Unsicherheiten bei der Einsatzplanung, wenn viele Zeitarbeitskräfte im Dienst sind.
Vorteile aus Sicht der Pflegekräfte:
- Mehr Flexibilität: Zeitarbeit bietet die Möglichkeit, Dienstzeiten selbst zu wählen.
- Höheres Gehalt: Viele Zeitarbeiter:innen berichten von attraktiveren Verdienstmöglichkeiten.
- Weniger Belastung durch Überstunden: Wer gezielt Einsätze annimmt, kann Stress besser steuern.
➡️ Einen grundlegenden Überblick zur Personalsituation finden Sie in unserem Beitrag zum Pflegekräftemangel in Deutschland.
Aktuelle Zahlen
- Anteil Zeitarbeit in der Pflege: Laut Statistischem Bundesamt (Destatis) lag der Anteil von Leiharbeit in der Pflege 2023 bei rund 2,6 % aller Pflegekräfte.
- Kosten für Einrichtungen: Eine Studie der Hans-Böckler-Stiftung zeigte, dass Zeitarbeitskräfte im Schnitt 20–30 % höhere Personalkosten verursachen als festangestellte Pflegekräfte (boeckler.de).
- Motivation der Pflegekräfte: In Umfragen gaben 64 % der Zeitarbeiter:innen an, sich bewusst für die höhere Flexibilität entschieden zu haben – nicht allein wegen des Gehalts.
- Regionale Unterschiede: In Ballungsgebieten (z. B. NRW, Berlin) liegt der Anteil von Zeitarbeitskräften deutlich höher als in ländlichen Regionen.
➡️ Mehr zur Arbeitsorganisation in Kliniken erfahren Sie auch in unserem Beitrag über Ambulantisierung im Gesundheitswesen.
Lösungen & Best Practices
1. Faire Arbeitsbedingungen schaffen
Viele Pflegekräfte wechseln in die Zeitarbeit, weil sie in Festanstellung Überstunden, schlechte Dienstpläne oder fehlende Wertschätzung erleben. Einrichtungen, die flexible Arbeitsmodelle und faire Vergütung bieten, reduzieren die Abhängigkeit von Leiharbeit.
2. Verbindliche Regelungen für Zeitarbeit
Die Politik diskutiert Begrenzungen und Regulierungen, um die Kosten für Einrichtungen zu senken und gleiche Bedingungen für alle zu schaffen. So fordern einige Bundesländer, den Einsatz von Zeitarbeit einzuschränken, um den Wettbewerb fairer zu gestalten. (bundesgesundheitsministerium.de)
3. Bessere Dienstplanung & Digitalisierung
Mit digitalen Tools für Schichtplanung können Personallücken rechtzeitig erkannt und fair verteilt werden. Das reduziert den spontanen Bedarf an Zeitarbeit. Siehe auch unsere Tipps zum Pflegebedarf und Pflegekräfte.
4. Kooperation statt Konkurrenz
Einige Einrichtungen arbeiten gezielt mit ausgewählten Zeitarbeitsfirmen zusammen, um feste Partnerschaften aufzubauen. So entsteht Verlässlichkeit statt kurzfristiger Ad-hoc-Buchungen.
5. Attraktivität des Pflegeberufs steigern
Langfristig gilt: Wenn mehr Menschen Pflegeberufe ergreifen, sinkt der Druck auf Zeitarbeit. Initiativen zur besseren Ausbildung, Weiterbildung und Bezahlung sind zentrale Stellschrauben. Siehe hierzu auch unseren Beitrag zu Weiterbildung & Fortbildung als Gehaltstreiber in der Pflege.
Fazit
Die Zeitarbeit in der Pflege ist weder nur Fluch noch Segen. Sie bietet für Pflegekräfte Chancen auf mehr Flexibilität und Einkommen, verursacht für Einrichtungen jedoch Mehrkosten und organisatorische Probleme.
Lösungsansatz: Pflegeheime und Krankenhäuser sollten sich stärker auf faire Arbeitsbedingungen, digitale Planungsinstrumente und langfristige Personalstrategien konzentrieren. Nur so kann die Zeitarbeit auf das notwendige Maß reduziert und die Versorgungssicherheit gewährleistet werden.
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